Heute konnten wir ausschlafen. Wir machten uns allein auf ins unbeschreibliche Delhi-Chaos. Ich fühlte mich stark und mutig. Cool mischten wir uns im Linksverkehr unter Rikschafahrer, Mopeds, Autos, Ziegen, Bettler, Straßenarbeiter! Hupen und wieder Hupen. Immer schön tief durchatmen und in der eigenen Mitte bleiben. Über das Schild “Pedestrian Crossing” mussten wir herzlich lachen. Dann stand Dieter plötzlich auf der anderen Straßenseite, und ich konnte nicht rüber. Da rutschte mir das Herz kurzfristig wieder in die Hose, weiche Knie, links, rechts, links, rechts gucken, Dieter grinste von drüben, na dann: Auch ich schaffte es. Doch der nächste Schock folgte sogleich: Zwei Blinde wollten über die Straße. Ich war für den Rest des Tages nervlich lädiert. Sie haben es natürlich geschafft, ein Mopedfahrer hat mitten im Verkehrsfluss angehalten und sie ein Stück weiter geleitet. Das nächste blinde Paar folgte auf dem Fuße – wir waren wohl in der Nähe einer Blindenschule. Am Messberg beobachte ich ja auch häufig voller Bewunderung blinde Menschen auf dem Weg zu ihrer Arbeitsstätte, aber hier, in Delhi, wo ich sehend nur schwer über die Straße komme – Wahnsinn! Wir haben uns noch einen Hindu-Tempel angeschaut, viele indische Besucher, Frauen in bunten Saris, die ihren Göttern Blumen und Münzen brachten, mitten in die andächtige Atmosphäre quietschte es aus den Lausprecherboxen, dass man sich die Ohren zuhalten musste, die heilige Stimmung wollte nicht so recht aufkommen. Im Garten mit den vielen Tierfiguren – ein Affe hatte als Geschenk einen lustigen Hut auf – gab es ein Gebilde aus Stein, das mich an die Plastikberge in Planten un Blomen erinnerte.
Dann ging es mit Motor-Rikscha bei guten 38 Grad in einen Park, den Lodi Garten (ohne Umwege zu Einkaufszentren!). Ausruhen, planen. Wir mussten noch eine Visa-plus-Bank finden. Das hat leider den ganzen Nachmittag in Anspruch genommen. Abends haben wir es noch nach Old Delhi, zum berühmten Chandni Chowk Bazar geschafft. Dazu sind wir durch den Hauptbahnhof spaziert, und wieder Menschen: nebeneinander, hintereinander, durcheinander, voreinander, sich wiederholende Lautsprecherdurchsagen, dass es nicht erlaubt ist, sich auf den Bahnsteigen hinzusetzen, zu rauchen, zu schlafen, zu spucken. Wir probierten ein Prepaid-Taxi aus. Der Taxifahrer war extrem schlecht gelaunt. Weil die reichen Touris nun wirklich Privattaxis oder Rikschas für Ihre Vergnügungen nehmen können? Egal, wir haben ein prima Lokal im muslimischen Viertel fürs Abendessen gefunden: Chicken Tandoori und ein weiteres leckeres Hühnchengericht mit Cola und Selter. Mit der Metro ging es dann zurück – schnell, klimatisiert, und nie ohne vorherigen Security Check wie am Flughafen.
Morgen geht es dann schon ab nach Kathmandu.
Na, da bin ich aber platt, wann schreibt ihr das denn alles? Ein netter Blog mit aussagekräftigen Alltagsfotos!
Weiter hin viel Spaß!
Tümmel
Hi Tümmel, ich hab mich riesig über dein Lob gefreut.wir sind jetzt in Kathmandu und ich habe leider keine ständige Internet- Verbindung mehr. LG Andrea