Wir wohnen nur zwanzig Meter vom Phewa-See entfernt. Es herrscht ein reges, aber entspanntes Treiben. Bootstouren werden angeboten, man kann selbst rudern oder sich rudern lassen. Für den Gruppenausflug wurden einfach zwei Boote mit Brettern zusammengenagelt und darauf Sitzbänke und ein Dach errichtet. Am Ufer eine Hütte neben der anderen: Lake View, Lake Paradise, Stairways to Heaven, Roof Top Terrace, Free WiFi, Yoga, Meditation, Massagen – Herz was willst du mehr! Früher war das hier der Geheimtipp für Hippies, das Aussteiger-Paradies. Der eine oder andere hat es offensichtlich geschafft. Verständlich, dass auch unser Guide Raju hier ein Hotel eröffnen möchte. Am Uferrand bieten Frauen Schmuck an. Zum Glück sind sie nicht aufdringlich, zum Glück stoppen einige Passanten und gucken und kaufen. Rundherum die Sieben- und Achttausender, ganz nah der heilige Machhapuchre, der ans Matterhorn erinnert. Zehn, nein zwanzig Paraglider schweben lautlos vom Himmel. Pokhara ist nicht nur das größte Outdoor-Adventure-Zentrum Asiens sondern
auch eine Weltklasse-Location für Paraglider. Dieter offenbarte mir seinen zweiten Traum: Einmal hier vom Himmel gleiten. Es ist bedeckt und diesig. Zurück auf der Straße, durch die Stadt. Überall werden Paschmina-Tücher angeboten, eines schöner als das andere. Dutzende von Läden für Trekkingausrüstung, Reisebüros, die Abenteuer-Touren anbieten. Holperpisten wechseln sich mit asphaltierten Straßen ab. Biegt man in Nebengassen ab: Siff, Elend, Müll, bitterste Armut. Es wird gebaut: Hotels, nicht zu hoch und im nepalesischen Stil. Baugerüste, die jedem europäischen Sicherheitsstandard Hohn sprechen.
Wir waren auf der Hauptpost: Durch eine Gittertür kamen wir in einen Mini-Hof, in dem ein Briefkasten stand. Weiter um das kleine Gebäude herum zum Eingang. Zwei junge Nepalesinnen saßen in einem 10-Quadratmeterraum an zwei Schulschreibtischen. Auf einem stand ein verrosteter Safe, in dem die Briefmarken aufbewahrt wurden. Die Postangestellten nahmen freundlich unsere Ansichtskarten entgegen und verkauften uns Briefmarken nach Deutschland: 35 Rupien, in die USA 45. Schaun wir mal, ob die ankommen. Sie arbeiten von 10 bis 17 Uhr, bis auf Samstag, da ist geschlossen.
Heute Abend treffen wir Raju wieder, um unseren nächsten 6-Tage-Trek zu besprechen. Bis dahin wohl erst einmal Funkstille.
Hey ihr, ich bin jetzt in Mostar. Ich hoffe das Papa sich seinen zweiten Traum erfüllen kann und du dir auch mal Träume erfüllst liebe Mutter. Hört sich sehr toll an, viel Spaß auf eurem 6 tägigen Trekkingtrip.
Kuss Marcel
Hi Marcel, ja, ich werde mir auch versuchen, einen Traum zu erfüllen. Ich verrate aber an dieser Stelle nicht, was mein Traum ist. Tausend Küsse Mama