Montag, 13.8.2018 Von Gobabis nach Windhuk
Wir erleben wieder etwas, das man nur erleben kann, wenn man individuell reist. Morgens beim Frühstück taucht die quirlige Managerin dieses altehrwürdigen Kalahari Convention Centres auf, das schon bessere Zeiten erlebt haben muss, und stellt sich vor: „Alexia“. Sie ist total begeistert, dass sie weiße Gäste beherbergt und erzählt, dass ihre Mutter den Gebäude-Komplex vor ein paar Jahren bei einer Auktion erworben habe. Vorher hätte es deutschstämmigen Weißen gehört. Voller Stolz bittet sie uns, die mit Tiermotiven bemalten Wände draußen anzuschauen.
Es sei natürlich alles noch nicht fertig, aber ein Anfang. Sie hofften, durch häufig stattfindende Hochzeiten in der großen Convention Hall und durch Tagungen und Kongressveranstaltungen von Regierungsmitgliedern Geld für weitere Investitionen hereinholen zu können. Als wir mit Interesse ihrem Überschwang lauschen, erzählt sie, dass ein Bruder von ihr in Deutschland lebe. „Wo?“ Der Name der Stadt ist ihr entfallen. Sie holt sogleich einen weiteren Bruder, Biko, der mit ihr diesen Laden hier managt. Er spricht ein wenig deutsch, hat er in der Schule gelernt. Auch ihm fällt der Name der deutschen Stadt nicht ein. Er ruft seinen Bruder kurzerhand per Skype an, wir winken ihm „hallo“ zu, nach Bremen. Alexia wird immer aufgeregter und bittet uns, für zahlreiche Fotos mit ihnen zu posieren. Das können wir natürlich nicht abschlagen und müssen uns nun wohl damit abfinden, demnächst als Vorzeigeweiße bei der neuen Marketingkampagne von Alexias Familie als Models aufzutauchen. Sie findet sich „fast weiß“ auf den Fotos, was für sie ein Schönheitsplus zu sein scheint. Dann erzählt sie uns immer stolzer, dass ihre Mutter, Nathalia, als erste Dunkelhäutige in Swakopmunds Business District eine alte Prachtvilla erworben habe, das Telne Haus, das ebenfalls als Hotel geführt wird und inzwischen einiges Geld abwerfen dürfte. Noch stimmt aber wohl auch dort das Marketing nicht so ganz, sonst wären ja vielleicht auch wir auf das Angebot gestoßen, anstatt bei einem sächsischen Auswandererpaar unterzukommen.
So kommen wir erst um 10:00 Uhr los, fahren etwa zwei Stunden weiter auf der Transkalahari entlang, gen Westen, durch eine öde, langweilige Gegend, immer geradeaus. Inzwischen hören wir bereits zur Abwechslung Tina Turner, Grönemeyer, Pink Floyd, oder was ich sonst noch so in meiner Konserve finden kann. Als wir in Windhuk einfahren, sehe ich ein Schild zu einem Crafts Centre. Wir halten an und, das gibt‘s doch nicht!: Wir sind in diesem Stellenbosch gelandet, wo wir vor fünf Wochen so gern gegessen hätten, es aber partout nicht finden konnten!
Es ist wirklich super schön hier und der Cappuccino ein wahrer Genuss. Wir reservieren sogleich für heute Abend einen Tisch, machen noch einen Abstecher in das sehenswerte Namibia Crafts Centre und können inzwischen mit den ganzen angebotenen Handwerksprodukten schon viel mehr anfangen als noch zu Beginn unserer Reise.
Dann geht’s in unsere bekannte, gemütliche Pension, und ich kann Annelien ihren Schirm zurückgeben, den wir nicht ein einziges Mal gebraucht haben. Wir packen unser Auto aus, das uns so treu auch bei den schwierigsten Pisten gedient hat, sortieren unsere Sachen, duschen und treffen pünktlich um 18:00 Uhr zu unserem reservierten letzten Windhuker Dinner wieder im Stellenbosch ein. Schön ist‘s!