Freitag, 10.8.2018 Maun Tag 2
Wir sind spät beim Frühstück, die Gruppenreisenden sind längst abgefahren, ein bisschen was ist am Büfett noch für uns übrig. Wir sind die einzigen Gäste, genießen die Ruhe und den Blick auf den Thamalakane River. Vor uns eine Auenlandschaft wie in Schleswig-Holstein: Auf der anderen Flussseite grasen Kühe und Pferde. Nur die großen Termitenhügel dazwischen erinnern daran, dass wir immer noch in Afrika sind.
Wir daddeln vor uns hin, laden Bilder in unser Blog und schon wird Dieter wieder unternehmungslustig. Wir wollen uns diese 50000-Einwohnerstadt anschauen. Wir fahren zu einem Crafts Centre, das uns gestern bereits aufgefallen war. Es ist ein sehr originelles Gebäude mit Handwerkskunst, einem Second-Hand-Shop, einem Massagesalon, einer Bühne, einem Restaurant und vielen Sitzecken, die mIt wunderschönen, afrikanischen Kissen dekoriert sind.
Wir werden von einer jungen, weißen Frau angesprochen, die uns erklärt, dass ihre Schwiegermutter hier vor einigen Jahren eine Tanzschule eröffnet hat. Heute Abend sei eine Veranstaltung, und wir seien herzlich willkommen. Mal schauen! Ein bisschen Kultur würde uns ja mal ganz gut tun nach unserer Woche im Busch. Dieter kauft sich ein Hemd – es steht ihm ausgezeichnet – und dann fahren wir in Mauns Zentrum.
Hier tobt das afrikanische Leben: Nur dunkelhäutige Menschen, Märkte, Einkaufsläden, Friseure, Frauen lassen sich die Nägel lackieren … alles, was das Herz begehrt, nur nicht so ordentlich wie bei uns, viel chaotischer, und alles auf Sandboden.
Wir gehen ins Cresta Rileys Hotel, das nach dem Herrn benannt ist, der hier in den zwanziger Jahren die erste Bar für Großwildjäger eröffnet hatte und schauen wieder auf den Thamalakane. Drinnen tagen gerade ein paar dunkelhäutige Geschäftsleute, im Garten sitzen ein paar Weiße. Wir nehmen ein kleines Lunch zu uns und fahren für ein Nachmittagsschläfchen zurück in unsere Lodge. Pünktlich zur angekündigten Tanzvorführung um 19 Uhr sind wir wieder am urigen Motsana- Gebäude. Alles ist für das Event am Abend umgebaut und vorbereitet. Die meisten Zuschauer sind Weiße, doch scheint die Organisationscrew gemischt zu sein. Was uns geboten wird, ist umwerfend. Die hauseigene Tänzertruppe, die Motsana Group, das sind fünf dunkelhäutige, professionelle Tänzer aus Maun – zwei Frauen und drei Männer – , die von der oben erwähnten Schwiegermutter, Anne Uren mit Namen, in diesem Tanzstudio trainiert werden und mit der heutigen Vorstellung kürzlich sogar bei einem Tanzfestival in Südafrika gastiert haben. Sie bieten eine grandiose Dekadenshow, die mit Videohighlights aus den jeweiligen Jahrzehnten, beginnend in den Zwanzigern, eingeleitet wird.
Die Stimmung ist bombastisch. Es wird getrommelt, getanzt, gesungen, das Publikum ist begeistert und belohnt das Dargebotene in diesem so inspirierenden Ambiente mit Blick in den Sternenhimmel mit tosendem Applaus. Die junge Frau Uren freut sich total, dass wir tatsächlich gekommen sind, und wir erfahren, dass Anne Uren, die wir längst an ihrer Tänzerinnenfigur und der disziplinierten Ausstrahlung erkannt haben, gleichzeitig Besitzerin einer Campsite in Maun ist, aus Südafrika kommt, und schon vor einigen Jahren dieses Kulturzentrum eröffnet hat. Daran sollten sich unsere Gastwirte in Tsumeb mit ihrem Theater mal ein Beispiel nehmen. Aber nicht jeder ist als leidenschaftlicher Kunstschaffender geboren.
Hey ihr beiden Abenteurer,
wow. Das hört sich wirklich großartig an. Besonders gut gefällt mir die Beschreibung der Idylle um den Thamalakane Fluss.
Freue mich schon wenn ihr wieder hier seid – ihr beiden Unternehmungslustigen.
Bis dahin
Kussi
Euer Söhnlein