24.8.2017 Fahrt von North Sydney nach Fredericton
Wir sind gut ausgeschlafen, als um viertel vor sechs der Wecker klingelt. Ein bezogenes Bett, ein Badezimmer für uns allein, mit frischen Handtüchern, Dusche und Fön, und das alles auf einem Schiff, das ist schon angenehm. Viel komfortabler als im Schlafsessel oder gar im Flugzeug. Diesmal können wir auch gar nicht groß nach draußen an Deck gehen, denn es regnet. Wir begeben uns gleich ins Bordrestaurant und essen mit Blick auf Meer, grauen Himmel und die Landspitzen von Nova Scotia ein englisches Frühstück. Die gruseligen Baked Beans lasse ich allerdings stehen. Pünktlich um sieben legen wir in North Sydney an, und schon um halb acht sind wir “on the road”.
Erst fährt Dieter zweieinhalb Stunden, ich schlafe. Tankpause mit Kaffee und Blaubeermuffins, natürlich bei Tim Hortens, kurz vor Truro. Dort entscheiden wir uns, noch einmal die schöne Fundy Bay entlang zu fahren und – die aufmerksam Lesenden ahnen es schon – ein letztes Mal im Hummerdorf “Alma” Lobster zu essen. Inzwischen scheint die Sonne, es sind viel mehr Autos unterwegs als noch gestern auf Neufundlands Straßen, bei Moncton nimmt der Verkehr noch einmal zu, und als wir die uns bereits bekannte Straße vorbei an den Hopewell Rocks und durch Riverside Albert fahren, – ich will gerade anfangen, in Erinnerungen zu schwelgen – wir passieren Annies und Dominics Haus – da möchte Dieter schon wieder Neues erkunden. Also biegen wir in Riverside Albert auf eine kleine, bucklige Nebenstraße ab und fahren in Serpentinen hinauf und hinunter zum Cape Enrage mit seinem 1848 erbauten Leuchtturm. Bis zum Jahre 1988 fanden hier Leuchtturmwärter Arbeit und ein Zuhause, dann wurde auf Automatikbetrieb umgestellt. Wo früher die Wärter wohnten, steht heute ein Restaurant und Informationszentrum. Der Initiative eines Lehrers aus Moncton und seiner Schüler ist es zu verdanken, dass diese Stätte erhalten, gepflegt und zu einem attraktiven Ausflugsziel wurde. Wir beteiligen uns auch an dem Projekt: man zahlt sechs Dollar Eintritt.
Dann endlich geht es zum Hummeressen nach Alma. Wir genießen diese einmalig köstliche, frisch – frischer geht nicht – zubereitete Delikatesse, bei Sonnenschein, schauen ein letztes Mal auf die uns schon vertraute Fundy Bay und sagen Tschüss. Gegen halb sieben kommen wir in Fredericton an. Mein Gott, was für Unterschiede an einem einzigen Tag: gestern noch auf Neufundland, beim Aufwachen in Nova Scotia, dann Fundy Bay und jetzt Fredericton, die Hauptstadt von New Brunswick. Etwa 60000 Einwohner, eine alte, englische Garnisionsstadt. Unser B&B ist so was von britisch, nicht zu toppen! Selbst das Englisch unserer Landlady klingt, als sprächen wir mit der Queen persönlich. Und das I-Tüpfelchen: geklöppelte Spitzenbezüge um Klopapierrollen und Kosmetikpapierschachteln im Badezimmer. Amazing!
Wir laufen abends noch auf einen Drink nach downtown rüber, eine schier endlose Fußgängerbrücke hinüber, – sie ist tatsächlich 600 Meter lang – über den Saint John River. Ach herrje, wir müssen ja auch noch wieder zurück! Im Officer’s Garden findet gerade umsonst und draußen ein Konzert statt. Es wird fröhlich gefiedelt und ein bisschen Rhythmus hinzugefügt. An die hundert Leute sitzen brav auf Campingstühlen, als hätten sie sie alle mitgebracht, nirgends gibt es etwas zu trinken.
Es wird nach jedem Stück geklatscht. Wir gehen in eine Kneipe, wo man draußen sitzen kann und auch einen Cocktail bekommt. Und dann über die lange, lange Brücke – zum Glück ist sie bei Dunkelheit beleuchtet – in unsere Pension zurück.