Meine Güte war das eine Packerei, bis wir alles sortiert hatten! Was sollte im Hotel bleiben, was mit auf die Trekking-Tour? Als wir gerade fertig waren, fand Dieter seine Brille nicht: Wieder alles auspacken – sie war unter die Bettdecke gerutscht. Und diese Geldzählerei! Wieviele Tausender an Rupien-Scheinen würden wir für die Tour brauchen, wieviel Kleingeld, Trinkgeld für den Fahrer, für den Guide, den Träger…? Um Punkt acht Uhr standen wir gestiefelt bereit, und es ging mit unserem Guide Raju und unserem Fahrer durch das morgentliche Kathmandu Richtung Nordosten, über Holperpisten bis nach Sundarijal. Dieter hatte vergessen den Hotelschlüssel abzugeben.
Der Fahrer erklärte sich netter Weise bereit, ihn zum Hotel mitzunehmen und abzugeben. In Sundarijal trafen wir unseren Träger, Sanjaya. Der arme Kerl, gerade mal zwanzig Jahre alt, sollte also unseren etwas über 15 kg schweren Rucksack schleppen. Und dann ging es auch schon los. Von jetzt an hieß es Treppen steigen. Wir sind in unserem Leben noch nicht so viele Treppen gestiegen, und die Stufen waren teilweise mindestens
30 cm hoch, wenn nicht mehr. Dieter hat später ausgerechnet, dass es an die 3000 gewesen sein müssen. Wir betraten den Shivapuri Natinalpark. Die Landschaft um uns herum war, wie man es sich beim Trekking wünscht: Natur pur – nun gut, bis auf den Plastikmüll.
Raju meint, das seien gar nicht die Touristen, sondern die Einheimischen. Wir kamen durch Tamang-Dörfer: Hühner, Ziegen, Wäsche waschende Frauen, Geschirr waschende Frauen, ein Mann spielte Flöte. Überall gab es Wasser, Cola, Fanta, Sprite und kleine Snacks am Weg zu kaufen, fast vor jedem Haus wuchs Marihuana. Und um uns herum die schneebedeckten Gipfel der Achttausender. Nach ca. drei Stunden Trekking auf und ab endlich Mittagspause auf einer Hütte. Wir waren klitschenass geschwitzt. Es waren mindestens 28 Grad. Um uns herum andere Touris mit ihren Guides und Trägern: Ein Typ aus Katar, der ursprünglich aus UK kam und mal kurz für ein paar Tage rüber war, um hier Urlaub von Arbeit und Familie zu machen. Zwei Familien mit jeweils zwei Kindern aus Dubai, ursprünglich aus Neuseeland und Australien, die auch die kurze Ferienzeit ausnutzen wollten, zwei ältere Frauen aus den USA, die auf längerer Weltreise waren, ein junges Pärchen aus Australien. Die Guides und Träger setzten sich getrennt von den Touris, Sanjaya nahm unsere Bestellung entgegen und bediente uns. Um ca.14 Uhr ging es weiter, über den Borlang Bhanjyang Pass, immerhin schon 2150 Meter hoch. Gegen halb vier kamen wir in unserem ersten Trekkinghotel in Chisapani an.
Wir waren echt fertig. Zum Glück hatten wir wohl das Ersteklassezimmer erwischt: mit angeschlossener Badezimmernische und Warmwasserdusche. Wau, nichts geht über ‘ne schöne Dusche nach sechs Stunden Trekking! Wir lagen geduscht und gemütlich warm in unseren Schlafsäcken, da fing es an, auf das Wellblechdach zu tröpfeln, zu plätschern, zu gießen. Uns war das egal. Gegen 18:30 Uhr gab es Abendessen, diesmal kein Dhal Bhat, sondern mal Spagetti.
Die Familien aus Dubai und das australische Pärchen waren auch hier gelandet. Zu unserem Schreck eine große Reisegruppe aus Baden Württemberg am Nebentisch, mit deutsch sprechendem Guide, der etwas verloren am Tischende saß. Einer aus der Reisegruppe zu ihm “Was denken Sie denn eigentlich so von uns Deutschen? Sind wir für Sie reich?” Der Nepalese lächelte höflich. Wir führten noch ein nettes Gespräch mit einem Guide, der sich selbstständig gemacht hatte, und deshalb nicht bei den anderen saß. Er konnte es sich leisten, sich auf eigene Faust ein Zimmer zu mieten. Er musste nicht in dem den Touristenführern und Trägern vorgehaltenen Gemeinschaftsraum übernachten. Er hatte, wie wohl jeder Guide hier, als Träger angefangen, später Economics studiert und nun war er selbstständig. Ist für Nepalesen wohl eine Karriere. Die anderen gehen eh ins Ausland zum arbeiten. Wir gingen ins Bett.