Montag, 6.8.2018 Fahrt von Mogotlho nach Third Bridge

Montag, 6.8.2018 Fahrt von Mogotlho nach Third Bridge

Wir frühstücken in dieser schönen Lodge mit Blick über den Kwai, die Gruppenreisenden sind längst abgefahren, Butts sitzt allein an der Feuerstelle auf der Terrasse und erzählt, wie sehr sie dieses Plätzchen zu dieser Tageszeit liebe.

Sie hat Hotelmanagement studiert, kommt aus Botswanas Hauptstadt Gaborone, wo auch ihre Familie lebt und ist sehr stolz darauf, dass ihre drei Kinder ebenfalls alle studieren. Ihr Mann und sie hätten sich früh scheiden lassen, so dass sie ihre zwei Jungen und ein Mädchen allein hat großziehen müssen. Alle Achtung! Eine moderne, selbstbewusste Botswanerin mitten im Busch! Als Dennis auftaucht, fragen wir ihn, welchen Weg wir nehmen sollten, über das South Gate oder das North Gate? Die Strecke über den südlichen Nationalparkeingang erscheint uns gerader und besser zu finden zu sein. Dennis empfiehlt den nördlichen Eingang, wir seien dort näher dran, beide Strecken seien eh Sandpisten und schwer zu fahren. Na dann! 

Um kurz nach neun machen wir uns auf den Weg. Bald darauf kommen wir an einem Wasserloch vorbei, in dem sich Hippos tümmeln, und Giraffen kreuzen unseren Weg, obwohl wir uns immer noch vor dem Reservatseingang befinden.

Echt verrückt! Im eigentlichen Moremi Game Reserve wird‘s dann richtig sandig und eng mit vielen Schlaglöchern, die behutsam umfahren werden müssen. Trotzdem möchte Dieter immer wieder kleine Nebenstrecken fahren, um vielleicht wieder einen Löwen zu entdecken oder auch mal Wildkatzen oder Rhinozerosse, die wir bisher noch nicht gesehen haben. Er macht einen Schlenker zu einem expliziten Hippopool, und ich werde unruhig, weil ich schon wieder nicht mehr erkennen kann, wo wir uns befinden.

Mein Navi zeigt an, dass wir wohl wieder zurückfahren müssen, weil Wasser uns den Weg versperrt. Stimmt! Wir müssen fünf Kilometer zurück und Dieter verspricht, jetzt keine weiteren Extratouren mehr zu drehen, schließlich wollen wir an unserem nächsten  Camp, dem abgelegensten im Okavango- Delta, das wir überhaupt ansteuern können, vor Dunkelheit ankommen.

Wir fahren über die alte statt über die neuere Fourth Bridge, weil wir mal wieder die falsche Abzweigung genommen haben, und dann steckt mitten in einer Tiefsandstrecke auch noch ein entgegenkommendes Fahrzeug fest. Ein südafrikanisches Paar bittet uns, sie rauszuziehen. Puh! Ausgerechnet hier! Dieter fährt rückwärts zurück, wendet, fährt rückwärts vor den anderen Wagen und schafft es tatsächlich, mit einem Seil den Karren aus dem Sand zu ziehen. Oh Mann! So was hätte uns bei unserer Savutifahrt auch passieren können! Nur dass dann niemand gekommen wäre! Trotz alledem fahren wir bereits gegen 16 Uhr über die Third Bridge. Wieder eine so schreckliche, wenig Vertrauen erweckende Holzbohlenbrücken, die jeder Zeit einzubrechen droht! Und dann müssen wir auch noch durch einen tiefen Wassergraben, bevor wir endlich ins Third Bridge Camp einfahren können.

Was für eine abenteuerliche Fahrerei! Zum Glück haben wir hier wieder eine Tented Accomodation reserviert, so dass wir eine eigene Dusche und Toilette haben und nachts nicht raus müssen.

Wir kochen uns ein leckeres Ratatouille und haben noch nicht einmal eine Flasche Wein geöffnet, als ein großer Elefant sich nähert. Wir packen schnell alles zusammen, ziehen uns, ja, ängstlich, ins Zelt zurück, beobachten wie er sich seinen opulenten Hintern am Nachbarzelt wetzt und das Geländer dort ramponiert. Oh Mann, was machen wir, wenn der gleich zu uns kommt? Hier gibt es keine Wuwuzela, mit der wir um Hilfe rufen könnten, hier ist jeder auf sich selbst gestellt. Unsere Nachbarn kommen, es sind Gelegenheitshilfskräfte und Bootsfahrer vom Camp, die heute dort übernachten. Wir fragen, ob das mit den Elefanten hier immer so sei. Sie meinen, Elefanten seien Freunde, die kämen jeden Abend hier vorbei. „Und das Geländer?“ – „Nicht schlimm“. Ich habe trotzdem Angst, bete förmlich, dass der Freund dann doch bitte da drüben bleiben möge, versuche mich abzulenken, indem ich den Abwasch mache, es naht ein weiterer Elefant, achte im Außenbadezimmer immer schön darauf, dass nicht zufällig ein Elefantenrüssel über die Balustraden hängt und mir einen Löffel aus der Hand saugt, und irgendwann legen wir uns einfach in die großen Betten, lassen die Elefanten vorüberziehen, auch wenn es manchmal kracht im Zeltgebälk. Durch Netzfenster haben wir alles gut im Blick. Unsere erste pure Wildnisnacht beginnt.

Sonntag, 5.8.2018 Fahrt von Savuti nach Mogotlho

Sonntag, 5.8.2008 Von Savuti nach Mogotlho

Dieter ist schon um sechs Uhr zu seiner Morgensafari aufgebrochen, ich schlafe bis viertel nach sieben, mache dann zwei Stunden Yoga auf der Terrasse und genieße den Morgen ohne Programm. DSC00781Ich merke, dass mir unsere gestrige Wahnsinnstour noch in den Knochen sitzt, und mir wird klar, dass mir aufgrund dieser nervlichen Belastung gestern schwindlig und leicht übel war. Was wäre passiert, wenn wir steckengeblieben wären? Wir hätten im Auto ausharren müssen, bis jemand gekommen wäre. Wasser und was zu essen hätten wir gehabt, vor wilden Tieren wären wir im Auto geschützt gewesen, aber wir hätten niemanden zu Hilfe rufen können. Unsere botswanischen Telefone haben hier keine Verbindung, und anders als es sich kluger Weise Olivier und Delphine organisiert hatten, haben wir keine Satellitentelefone dabei. Okay! Das war gestern. Wir können es nicht mehr ändern, wir haben Glück gehabt, aber allen Buschreisenden, die allein unterwegs sind, sei hiermit empfohlen, sich sowohl mit geeigneten Navigationsgeräten (unbedingt mit GPS-Ortung) und eben mit Satellitentelefonen auszustatten. Ich gehe in meinen Yogaklamotten zum Frühstückszelt, Ntina guckt mich etwas verstört an, ich denke schon, hoffentlich stellt sie sich nicht zum vierten Mal vor, nein, sie ist verwundert, dass ich nicht mit bei der Morgensafari bin. Ich frage, ob ihr das Jessie denn nicht gesagt habe. „Doch“. Nach einem Zögern fragt sie mich, ob ich denn etwas zum Frühstück haben möchte und was. Auch das habe ich Jessie gestern schon alles genannt. Egal, was soll’s! Allein verbringe ich dankbar, dass ich das erleben darf, in wunderbarer Ruhe und mit Ausblick auf den trockenen Kanal, – nichts als eine wüste Gestrüpplandschaft – eine entspannte Stunde, erst dann gehe ich duschen und alles zusammenpacken. Gegen viertel vor elf kommt Dieter mit den anderen von der Safaritour und erzählt, dass sie neben den üblichen tierischen Bewohnern der Wildnis auch wieder Löwen gesehen hätten, und diesmal ein noch viel prächtigeres, männliches Exemplar als gestern. 

Wenig später verlassen wir dieses private Luxuscamp, an dem sich irgendjemand, wahrscheinlich Südafrikaner, eine goldene Nase verdient, indem er sich die hohen Konzessionskosten, die er für das Betreiben einer Lodge mitten im Nationalpark an Botswana abführen muss, von den Touristen zurückholt und seine Servicekröfte mit Sicherheit trotzdem nicht ordentlich bezahlt. Aber das ist nur eine Vermutung, vielleicht ist es auch anders.

Wir fahren wieder sandige Pisten entlang, aber immer auf Hauptstraßen. IMG_3370Inzwischen kann ich auf meinem Navi eine auf 6 Meter genaue Ortung vornehmen. Wir lernen dazu. Wir verlassen den Chobe Nationalpark. Die Zufahrt zu unserer nächsten Lodge, die zum Glück gut ausgeschildert ist, fordert Dieter noch einmal alle Künste eines Profi-Tiefsandfahrers ab. Um 16 Uhr sind wir wohlbehalten dort, in Mogotlho, vor den Toren des Moremi-Wildreservats, aber schon im Busch. Was das bedeutet, erfahren wir sofort von der äußerst sympathischen Lodgemanagerin, Butts, die uns mit den Sicherheitsbestimmungen vertraut macht, z. B. dass in jedem Zelt eine Notrufhupe vorhanden sei, und dass diese betätigt werden dürfe, wenn ein Elefant im Zelt ist, nicht vorher, wenn er nur daran vorbeiläuft, oder wenn ein Löwe am Zelt leckt. Der Gebrauch dieses Gerätes sei allerdings bisher noch nie vonnöten gewesen. Ferner dürfe man das Zelt bei Dunkelheit nicht allein verlassen, und nach der Nachtsafari, die wir unternehmen wollen, würde uns der Guide direkt am Zelt absetzen. Oha! Da ist aber endlich mal jemand auf die Ängste von mit wilden Tieren nicht vertrauten Europäern eingegangen. Ich verstehe inzwischen, warum sich andere Touristen die Strapazen des Selbstfahrens nicht zumuten und lieber an organisierten Gruppenfahrten mit ortskundigen Guides teilnehmen. Und trotzdem: Das wäre nichts für Dieter und mich.

Unser Blick von der Terrasse gleitet direkt über den Kwai, am anderen Ufer grasen Impalas. Die Aussicht ist hier viel schöner als in Savuti. Schon bald ist die Ruhe dahin, weil eine Gruppe deutscher Touristen eintrifft. Macht nichts! Auch sie werden von Butts mit den Sicherheitsbestimmungen vertraut gemacht und kurz vorm Abendessen, hören wir aus einem Zelt ein deutsches „Hallo, man hat uns vergessen abzuholen“. Butts kümmert sich rührend um uns Einzelgäste und dann setzt sich Dennis zu uns, unser Nachtsafariguide. Er erzählt nach einer Weile, was wir eh schon vermutet haben, dass all diese Lodges in den Händen von ausländischen, zumeist südafrikanischen Investoren sind, die 95% der Einnahmen absahnen und für die Angestellten nur der kümmerliche Rest bleibe, aber dass sie froh seien überhaupt Arbeit zu haben. Alle Servicekräfte sind freundlich und nicht so künstlich bemüht wie in Savuti. Dann geht’s auf Nachtsafari. Dennis fährt und Bingo begleitet uns mit einem Strahler. Dennis meint, mal schauen, was die Natur uns heute so biete, er könne nie dafür garantieren, Tiere zu sehen. Spannend ist es allemal bei Dunkelheit durch die Wildnis zu fahren im offenen Jeep, und wenn Dennis den Motor abstellt, können wir die Geräusche der Nacht auf uns wirken lassen. Plötzlich sehe ich etwas huschen. „Hyaenas“ meint Dennis und fährt ganz nah heran.

Weder das noch Bingos Scheinwerferstrahl scheint diese Tiere zu stören. Wahnsinn! Dennis erklärt, dass alle nachtaktiven Tiere, so reagieren würden, bei Elefanten hingegen müsse man vorsichtig sein. Und tatsächlich können wir beobachten, wie sich diese Putzkolonne der Wildnis hier vor uns daran macht, einen Elefantenkadaver von verwesendem Fleisch zu reinigen. Außerdem meint Dennis, dass es sich wohl um zwei verschiedene Hyänengruppen handele, da sie etwas nervös seien und einige sich nur vorsichtig an den Braten herantrauten. Wir hören es knacken und schmatzen. Nun wissen wir also, warum uns bisher nur sauber abgenagte Skelettreste begegnet sind, bis auf die Giraffe, die somit noch nicht lange tot gewesen sein dürfte. Auf der Weiterfahrt sehen wir noch, wie ein Hippo seinen opulenten Körper aus dem Wasser steckt, dann sind die anderthalb Stunden auch schon vorbei und Dennis liefert uns heil und sicher direkt vor unserem Zelt ab.

Toll wars! 

Samstag, 4.8.2018 Von Chobe Safari Lodge nach Savuti Camp

Samstag, 4.8.2018 Von Chobe Safari Lodge nach Savuti Camp

Heute soll sich nun zeigen, was Dieters so gründlich ausgewählter Toyota mit Vierradantrieb wirklich kann. Circa 180 km liegen vor uns, die man in etwa viereinhalb Stunden schaffen soll. Wir kommen zu einer Polizeikontrolle. Die Polizistin tadelt Dieter, dass er nicht vor dem Stop-Schild angehalten hat und lässt ihn mit humorloser Miene, die uns an frühere DDR-Kontolleure erinnert, tatsächlich drei Meter zurückfahren. Sie ist genau der Typ von Frau, den Dieter absolut nicht abkann, und ich befürchte schon das Schlimmste. Aber alles geht gut. Wir versichern, dass wir harmlose deutsche Touristen sind,  keine Waffen und kein Frischfleisch mitführen und selbstverständlich beim nächsten Stoppschild ordnungsgemäß halten werden. Nachdem Dieter auch noch seinen Führerschein gezeigt hat, dürfen wir passieren. Die ersten 50km sind kein Problem: Asphaltstraße. Links vereinzelt kleine Dörfer, rechts flaches Land bis zum Horizont, keine oder tote Bäume, es scheint, dass dieses Gebiet im afrikanischen Sommer unter Wasser steht.

Bei Kachikau fängt unser bisher so zuverlässiges Navi plötzlich an, verrückt zu spielen, will uns dauernd irgendwohin hinleiten, wo gar keine Straßen sind. Wir fragen jemanden, „Nach Savuti?“ -  „Yes, straight ahead“. Es dauert nicht lange und wir befinden uns auf einer Sandpiste. Die Richtung stimmt. Premiere für unseren Vierradantrieb. An einer Weggabelung kommt uns ein Auto auf der anderen Piste entgegen. Es ist eine deutsche Familie. Wir sollen auf ihrem Weg immer geradeaus fahren. Es sei allerdings sehr sandig. Okay.  Wir lassen Luft aus den Hinterreifen ab, d.h. Dieter macht, ich gucke zu und passe auf, dass nicht zufällig gerade ein Löwe vorbeikommt. Die Arbeitsteilung klappt soweit. Nach ein paar Kilometern kommen wir an einer Lodge und an einem Baobab-Baum vorbei, der verspricht, von schlechtem Karma zu befreien, wenn wir ihn umarmen. Machen wir!

Plötzlich liegt eine tote Giraffe mitten auf der Fahrbahn. Das Leben ist endlich, auch für Giraffen.IMG_3083 Nachts werden die Hyänen kommen und sich über den Kadaver hermachen, die Geier sitzen schon auf dem Nachbarbaum. Und wir sind noch nicht einmal im Naturpark, nur in Botswanas ganz normaler Wildnis. Wir fahren vorsichtig vorbei. Der Weg wird immer enger, keine Wendemöglichkeit mehr. Irgendwann treffen wir auf die angekündigte breite Sandpiste. Dieter hält an, wir versuchen uns zu orientieren. Gegenüber steht auf einem Stein geschrieben, dass es bis zum Parkeingang Ghoha 18 weitere Kilometer sind. Allerdings nicht auf der breiten Straße, wie wir vermutet haben, sondern gegenüber, die Weiterführung unserer schmalen Sandpiste. Das kann doch nicht wahr sein! Dieter entscheidet, trotzdem diesen  Weg zu nehmen. Ich möchte lieber warten, bis wir die Route auch auf der Karte gefunden haben. Immer ist Dieter schneller! Schon das Anfahren gestaltet sich als schwierig. Wir schaffen es und 18 km Tiefsand liegen vor uns, es gibt kein Zurück. Nach fünf Minuten wird Dieter nervös, die Öllampe leuchtet auf. Bei Eckehard in Swakopmund hatte mein technikversierter Geliebter schon beobachtet, dass auch dem geübtesten Sandfahrer so etwas passieren kann, nachdem wir in den Dünen steckengeblieben waren, und er daraufhin den Motor eine Weile ausgeschaltet hatte. Das macht Dieter nun auch. Meine Nerven liegen ziemlich blank. Aber es klappt. Weiter geht’s, diese furchtbare, einspurige Sandpiste entlang, jeder Kilometer fühlt sich an wie eine Ewigkeit. Aber die Öllampe ist aus. Niemand kommt uns entgegen, niemand ist hinter uns. Ich versuche meinen Mund zu halten, um Dieter nicht noch mehr zu belasten. Wir erreichen das Gate in time, gegen 12:30 Uhr. DSC00693Das Glück war mal wieder mit uns. Wir bezahlen unsere Nationalparkgebühren und erreichen schon um halb zwei das Savuti Camp, die teuerste Unterkunft, die wir je auf einer unserer Reisen gebucht haben. Aber etwas anderes war nicht zu kriegen. Zunächst passieren wir ein Tor, in dem drei etwas schläfrige Botswanerinnen sitzen, bis sich schließlich die eine bequemt, aufzustehen, und unsere Buchung zu überprüfen.IMG_3368

Wir sollen in die Einfahrt mit der Aufschrift „private, no entry“ fahren. Dort werden wir von Jessie, einer forschen Botswanerin und Managerin des Camps per Handschlag begrüßt, uns wird das Servicepersonal vorgestellt und gleich darauf werden wir darauf hingewiesen, dass sie uns erst später erwartet haben, aber Ntina, die neue Bedienung, könnte uns auch jetzt schon einen kleinen Snack bereiten. Wir nehmen das Angebot dankbar an.  Als das Brot, etwas Obst und Kaffee bereit stehen, stellt Ntina sich uns zum zweiten Mal vor, als würden wir sie noch gar nicht kennen. Merkwürdig! Es kommt uns alles etwas auswendig gelernt, unnatürlich und gestelzt vor. Wir fragen, ob wir eventuell heute Nachmittag an einer Safaritour teilnehmen können. „Nein, Jessie, wir haben das nicht gebucht, aber es könnte doch vielleicht noch ein Platz frei sein?“ Sie muss ihren Chef fragen, was das extra kostet. Ist uns inzwischen egal, wir wollen hier etwas gezeigt bekommen. Unser Zelt ist großartig. Erst mal Open air duschen und sich freuen, dass wir es geschafft haben.

Es wird eine Safaritour nur für uns geben, und als wir um 16 Uhr mit unserem Guide, er heißt Onx, aufbrechen, ist mir leicht schwindlig und etwas schlecht. Es wird besser, als der Fahrtwind Kühlung bringt, und als wir zu einer ganzen Löwenfamilie gefahren werden.

Es ist einfach unglaublich wie nah wir diesen schönen, gefährlichen Tieren kommen können, nur weil wir in einem Fahrzeug sitzen, das seitlich allerdings  offen ist. Atemberaubend, es hat sich gelohnt!  Dieter bucht gleich eine weitere Frühmorgenstour, ich entscheide mich, lieber auszuschlafen, Yoga zu machen und zu relaxen. 

Um halb acht versammelt sich die erlesene Gästeschar, vier Französinnen, zwei  ältere südafrikanische Schwestern, ein belgisches Ehepaar, beide etwas aufgehübscht, zum Dinner. IMG_3273Mit einem etwas gewollt afrikanischen, drittklassig präsentierten Gesang werden wir an einen großen für alle gedeckten Tisch gebeten. Schnell ist klar, dass alle anderen per Flugzeug angereist sind, nur wir im Camper. Wir passen hier nicht her. Dann stellt sich Ntina zum dritten Mal vor, auch der Koch – was soll das? Es gibt ein ganz normales, schlichtes 4-Gänge-Menü, ein Rinderfilet, Gemüse etc., nichts dem Preis entsprechend Besonderes, und wir versuchen mit diesen Menschen ein wenig Smalltalk zu halten. Der Belgier erzählt von seinen künstlichen Augenlinsen, die er sich hat implantieren lassen, die vier Französinnen talken mit dem angeblichen Boss des ganzen, der mit ihnen auf Privatsafari war, und sich standesgemäß an den Kopf der Tafel platziert hat, Jessie, die studierte Hotelfachfrau, wie ich erfahre,  sitzt mir stolz distanziert gegenüber, unser netter Guide, Onx ist nicht dabei. Zum Glück ist der Schmaus irgendwann vorbei. Wir werden von einer Servicekraft zu unserem Luxuszelt gebracht, und als ich versuche, den Ventilator auszuschalten, bricht die gesamte Elektrik zusammen, und wir sitzen im Dunkeln. Da Dieter schon im Schlafanzug ist, gehe ich mit Stirnlampe bewaffnet noch einmal zum Esszelt, und erwische gerade noch Jessie, die sich für die Unannehmlichkeiten entschuldigt und mich genervt mit zwei Gaslampen ausgerüstet zurückbringt. Wir können endlich schlafen.

Freitag, 3.8.2018 Chobe Safari Lodge Tag 3 Ausflug zu den Viktoriafällen

Freitag, 3.8.2018 Chobe Safari Lodge Tag 3 Ausflug zu den Viktoriafällen

Wir stehen um halb sieben auf, genießen unser Müslifrühstück und sind pünktlich am Sammelpunkt für die Tour. Nette Leute sind mit uns im Kleinbus: ein älteres Paar aus der Schweiz, Robert und Heike aus München, schätzungsweise um die 40, zwei ältere Frauen und ein junges Paar aus Holland, und Delphine und Olivier aus Belgien, die so um die 30 sein dürften. An der Grenze zu Simbabwe erwartet uns  schon eine lange Warteschlange von Touristen, die alle zu den Wasserfällen wollen. IMG_2990

Unser Fahrer meint, das könne schon mal bis zu vier Stunden dauern. Na super! Nach etwa einer Stunde Wartezeit, ohne dass sich etwas merklich nach vorn bewegt hätte, werden die ersten von uns unruhig. Heike und Robert wollen einen Helikopterflug über die Wasserfälle machen und der junge Mann aus Holland einen über hundert Meter tiefen Bungeejump von der „Victoria-Falls-Bridge“,  der 200 Meter langen Grenzbrücke zwischen Simbabwe und Sambia. Wenn das nicht bald schneller geht, können sie das knicken. Unser Fahrer kommt auf eine sensationelle Idee: Alle zahlen hundert Pula, geben ihm unsere Pässe und er werde schauen, was sich machen lässt. Ach herrje! Alle sind einverstanden und so stehen zwölf doofe Touris ohne Pässe für eine weitere Stunde im Niemandsland zwischen Botswana und Simbabwe rum. Wir fangen an, unsere zahlreichen Reiseabenteuer in ähnlichen Situationen auszutauschen. Delphine und Robert sind auch wie wir in einem gemieteten Campingmobil unterwegs. Sie sind total locker drauf, und wir haben viel Spaß miteinander. Endlich taucht der Guide auf, der uns über die Grenze bringen soll,  wo uns der neue Fahrer, Sammy, in Simbabwe erwartet. Und: Wir bekommen unsere Pässe zurück. Uff! Etwa nach einer Stunde halten wir an einem 1500 Jahre alten Baobab-Baum,

wo wir fotografieren und 10 Minuten später sind wir da. Es sind einige Touristen zugegen, aber bei Weitem nicht so viele wie bei den  Iguazú- oder Niagarawasserfällen, alles ist eher überschaubar, Simbabwer bieten Gesang und Handwerkskunst an.

Dieter und ich haben als einzige eine guided Tour gebucht, so dass wir gut betreut mit Regenponchos ausgerüstet und im Voraus über die fotogensten Standpunkte informiert, mit Sammy die 16 Aussichtsplattformen dieses großartigen Naturschauspiels abwandern.

Die Viktoriafälle gehören zu den größten der Welt,  aber anders als in Iguazú oder bei den Niagarafällen, stürzt sich das Wasser auf einer Breite von 1700 Metern an einer Stelle 107 Meter tief in eine Schlucht, weshalb auch die Viktoriafälle als die weltgrößten angesehen werden, was die Fallhöhe betrifft.

Ungefähr auf der Mitte unseres Spaziergangs können wir gegenüber auf der sambianischen Seite Badenden zuwinken, die sich gerade im sogenannten Devil‘s Pool vergnügen. Boh, das sieht ja irre aus! Hätten wir auch gern gemacht! Schnell treffen wir Delphine und Olivier wieder, die sich auch ohne Guide bestens orientieren können und leicht amüsiert nachfragen, was uns denn Sammy außer unseren Capes, Lohnenswertes zu bieten hat. „Er hat uns die Informationstafeln am Eingang vorgelesen“, antworten wir etwas verlegen. Und müssen lachen. Wir machen ein paar schöne Erinnerungsfotos.

An Plattform 16 schauen wir einer waghalsigen Bunjeespringerin zu und denken, was für ein Glück, dass unser Marcel diese Herausforderung schon in Neuseeland hinter sich gebracht hat.

Ich frage Sammy, ob er das auch schon gemacht hat. „Ja, früher, um Touristen anzulocken“, jetzt sei er 36, habe drei Kinder und gern gemacht habe er es nie. Im Restaurant, in dem man in allen beliebigen Währungen bezahlen kann, treffen wir auch Heike und Robert wieder, die noch ganz high von ihrem grandiosen Helikopterflug sind,

und dann geht’s um 15 Uhr schon wieder zurück. Auch der junge, holländische Bunjeejumper ist wieder unversehrt und noch ganz glückselig adrenalingeladen unter uns. Diesmal müssen wir an der Grenze nur ein Einreiseformular ausfüllen, durch ein Schuhdesinfektionsbad waten und schon sind wir wieder in Botswana.

Ob es für die Affen, die auf den wartenden LKSs turnen, wohl tierische Einreisebestimmungen gibt? Ich fürchte, sie werden bei einer Grenzüberquerung ohne Fußbad einfach erschossen. Zurück im Chobe Safari Camp, gehen wir für die nächsten Tage einkaufen und genießen wieder mal einen traumhaften afrikanischen Sonnenuntergang. Man muss es einfach immer wieder fotografieren!

Abends gesellen sich noch Delphine und Olivier zu uns und Bram, ein dicker, alleinreisender Südafrikaner, der sich ein bisschen über meine teuren Vorbuchungen lustig macht. Er kommt natürlich und selbstverständlich ohne Reservierungen spontan und flexibel und supergünstig überall unter. 

Donnerstag, 2.8.2018 Chobe Safari Lodge Tag 2

 

Donnerstag, 2.8.2018 Botswana Chobe Safari Lodge Tag 2

Wir frühstücken im Freien, unter einem Schatten spendenden Baum, dessen Namen ich vielleicht noch herausfinden werde. Um uns herum Vogelgezwitscher, es ist angenehm warm, auch nachts viel wärmer als in Namibia. Juchhu, Daunenjacke ade! Auf dem Fußweg direkt vor unserem Stellplatz spaziert völlig selbstverständlich ein Warzenschwein mit großen Stoßern entlang, – gewöhnungsbedürftig – und auf der anderen Seite grast eine Buschbockfamilie. Hinter uns campen Südafrikaner, die hier Urlaub machen, freundliche Leute, und uns gegenüber zwei Männer aus Deutschland, deren großes Wohnmobil sofort ihre Herkunft verrät: Recklinghausen. Sie haben ihr Gefährt per Schiff nach Südafrika überführen lassen. Der eine von ihnen sitzt im Rollstuhl.

Wir blicken vorbei an einem Wellnesshäuschen, in dem Massagen angeboten werden, auf den Chobe, auf dem die ersten Touristen zu Flussfahrten aufgebrochen sind. Wir gehen einkaufen im zu Fuß erreichbaren Einkaufszentrum, besorgen uns zwei SIM- Karten für unsere Telefone, so dass wir auch in Botswana telefonieren können, schreiben ein wenig oder laden Fotos in unser Blog und schon ist es Nachmittag, und wir starten zu einer geführten Safaritour, die Chobe-Riverside entlang. IMG_2938Anders als im Etoschapark sind hier keine künstlich angelegten Wasserlöcher vonnöten, sondern die Tiere können je nach Bedarf einfach am Chobe zum Trinken kommen. Deshalb sehen wir zunächst auch nicht so viele Tierarten an einem Platz, sondern eher vereinzelt, mal ein Gnu, mal Kudus, Impalas, dann wieder Giraffen. Und Warzenschweine. Aber die können uns jetzt, da sie ja sowieso auf unserem Zeltplatz rumlaufen, kaum noch ein begeistertes Ah! und Oh! entlocken. Wir sehen einen Schreiseeadler und einen Storch mit einem gelben Schnabel, und dann die immer wieder faszinierenden Elefanten und genießen den Ausblick in die weite Flusslandschaft. Kurz vor Sonnenuntergang kreuzen Streifenmangusten die Straße.

Dieter ist schon ganz damit beschäftigt, die Fahrweise des Guides auf den Tiefsandpisten zu studieren. Gut so! Denn wer weiß, was uns noch alles bei der Weiterfahrt erwartet.