Montag, 6.8.2018 Fahrt von Mogotlho nach Third Bridge
Wir frühstücken in dieser schönen Lodge mit Blick über den Kwai, die Gruppenreisenden sind längst abgefahren, Butts sitzt allein an der Feuerstelle auf der Terrasse und erzählt, wie sehr sie dieses Plätzchen zu dieser Tageszeit liebe.
Sie hat Hotelmanagement studiert, kommt aus Botswanas Hauptstadt Gaborone, wo auch ihre Familie lebt und ist sehr stolz darauf, dass ihre drei Kinder ebenfalls alle studieren. Ihr Mann und sie hätten sich früh scheiden lassen, so dass sie ihre zwei Jungen und ein Mädchen allein hat großziehen müssen. Alle Achtung! Eine moderne, selbstbewusste Botswanerin mitten im Busch! Als Dennis auftaucht, fragen wir ihn, welchen Weg wir nehmen sollten, über das South Gate oder das North Gate? Die Strecke über den südlichen Nationalparkeingang erscheint uns gerader und besser zu finden zu sein. Dennis empfiehlt den nördlichen Eingang, wir seien dort näher dran, beide Strecken seien eh Sandpisten und schwer zu fahren. Na dann!
Um kurz nach neun machen wir uns auf den Weg. Bald darauf kommen wir an einem Wasserloch vorbei, in dem sich Hippos tümmeln, und Giraffen kreuzen unseren Weg, obwohl wir uns immer noch vor dem Reservatseingang befinden.
Echt verrückt! Im eigentlichen Moremi Game Reserve wird‘s dann richtig sandig und eng mit vielen Schlaglöchern, die behutsam umfahren werden müssen. Trotzdem möchte Dieter immer wieder kleine Nebenstrecken fahren, um vielleicht wieder einen Löwen zu entdecken oder auch mal Wildkatzen oder Rhinozerosse, die wir bisher noch nicht gesehen haben. Er macht einen Schlenker zu einem expliziten Hippopool, und ich werde unruhig, weil ich schon wieder nicht mehr erkennen kann, wo wir uns befinden.
Mein Navi zeigt an, dass wir wohl wieder zurückfahren müssen, weil Wasser uns den Weg versperrt. Stimmt! Wir müssen fünf Kilometer zurück und Dieter verspricht, jetzt keine weiteren Extratouren mehr zu drehen, schließlich wollen wir an unserem nächsten Camp, dem abgelegensten im Okavango- Delta, das wir überhaupt ansteuern können, vor Dunkelheit ankommen.
Wir fahren über die alte statt über die neuere Fourth Bridge, weil wir mal wieder die falsche Abzweigung genommen haben, und dann steckt mitten in einer Tiefsandstrecke auch noch ein entgegenkommendes Fahrzeug fest. Ein südafrikanisches Paar bittet uns, sie rauszuziehen. Puh! Ausgerechnet hier! Dieter fährt rückwärts zurück, wendet, fährt rückwärts vor den anderen Wagen und schafft es tatsächlich, mit einem Seil den Karren aus dem Sand zu ziehen. Oh Mann! So was hätte uns bei unserer Savutifahrt auch passieren können! Nur dass dann niemand gekommen wäre! Trotz alledem fahren wir bereits gegen 16 Uhr über die Third Bridge. Wieder eine so schreckliche, wenig Vertrauen erweckende Holzbohlenbrücken, die jeder Zeit einzubrechen droht! Und dann müssen wir auch noch durch einen tiefen Wassergraben, bevor wir endlich ins Third Bridge Camp einfahren können.
Was für eine abenteuerliche Fahrerei! Zum Glück haben wir hier wieder eine Tented Accomodation reserviert, so dass wir eine eigene Dusche und Toilette haben und nachts nicht raus müssen.
Wir kochen uns ein leckeres Ratatouille und haben noch nicht einmal eine Flasche Wein geöffnet, als ein großer Elefant sich nähert. Wir packen schnell alles zusammen, ziehen uns, ja, ängstlich, ins Zelt zurück, beobachten wie er sich seinen opulenten Hintern am Nachbarzelt wetzt und das Geländer dort ramponiert. Oh Mann, was machen wir, wenn der gleich zu uns kommt? Hier gibt es keine Wuwuzela, mit der wir um Hilfe rufen könnten, hier ist jeder auf sich selbst gestellt. Unsere Nachbarn kommen, es sind Gelegenheitshilfskräfte und Bootsfahrer vom Camp, die heute dort übernachten. Wir fragen, ob das mit den Elefanten hier immer so sei. Sie meinen, Elefanten seien Freunde, die kämen jeden Abend hier vorbei. „Und das Geländer?“ – „Nicht schlimm“. Ich habe trotzdem Angst, bete förmlich, dass der Freund dann doch bitte da drüben bleiben möge, versuche mich abzulenken, indem ich den Abwasch mache, es naht ein weiterer Elefant, achte im Außenbadezimmer immer schön darauf, dass nicht zufällig ein Elefantenrüssel über die Balustraden hängt und mir einen Löffel aus der Hand saugt, und irgendwann legen wir uns einfach in die großen Betten, lassen die Elefanten vorüberziehen, auch wenn es manchmal kracht im Zeltgebälk. Durch Netzfenster haben wir alles gut im Blick. Unsere erste pure Wildnisnacht beginnt.